Fußballphänomen SV Schönthal

Über 20-jährige Leidenszeit hat ein Ende - Nach der Meisterschaft der A-Klasse 3 der Saison 10/11 rockt nun die Schönthaler Boygroup die Kreisklasse

Wir befinden uns im Jahre 1947 nach Christi Geburt. Schönthal, ein kleines Dorf in der Oberpfalz, grün­dete einen Sportverein. Mit dem hochtragenden Ziel, "die sportfreudige Jugend von Schönthal und Um­gebung zu vereinigen und durch sportliche Übungen diese körperlich zu kräftigen und da­mit zur Erhal­tung der Volksgesundheit beizutragen" luden Michael Breu, Max Heimerl, Johann Bierlmeier, Jakob Rampf und Otto Sagner zur Gründungsversammlung am 07.06.1947 ins Gasthaus Hausladen ein. Dem SV Schönthal traten zunächst 29 Mitglieder bei, die Johann Bierlmeier zu ih­rem 1.Vorstand wählten. Schon im Herbst des selben Jahres nahm man den Spielbetrieb auf. Da es zu dieser Zeit noch keine C-Klasse gab, startete der SV in der Nordruppe der B-Klasse des Bezirkes Cham Kreis Oberpfalz.

Wie im letzten Jahr konnte der SVS schon in den frühen 80ern manche "Große" ärgern
Wie im letzten Jahr konnte der SVS schon in den frühen 80ern manche "Große" ärgern

Nie­mand glaubte daran, dass dieser „noch hinter den den Ohren grüne“ Fußballclub einmal über ganz Bay­ern hinaus für Furore sorgen würde. Niemand? Nein! Der von un­beugsamen Mitgliedern bevölkerte SV hört nicht auf, den Pessimisten Widerstand zu leisten und an seinen Erfolg zu glauben. Und das Leben war nicht leicht für die Schönthaler Kicker, die in den Niederungen der Fußballklassen herum krebsten. Doch in der Saison 1980/81 jagte der SV Schön­thal im DFB-Vereinspokal von einer Sensation zur ande­ren und konnte durch Siege gegen den Lan­desligisten ASV Burglen­genfeld und den Bezirksligisten TSG Süd Regensburg ins Pokalfinale ein­ziehen. Bei einem Sieg über den Post SV Regensburg in der achten Runde hätte Schönthal sogar Tennis Borussia Ber­lin zum Gegner gehabt. Leider ging das Spiel mit 1:4 verloren. Diese ersten Er­folge waren der Lohn für die „Unbeugsamen“ und zugleich der Vorgeschmack an eine Saison der Superlative

Das Geheimnis des SV Schönthal: Ein verschworener Haufen aus der eigenen Jugendarbeit
Das Geheimnis des SV Schönthal: Ein verschworener Haufen aus der eigenen Jugendarbeit

Diese kam dann in der Verbandsrunde 1983/84. Schlagzeilen wie folgt waren ständig in der Lokalpresse zu finden: „SV Schönthal - Fußballphänomen der Oberpfalz - Wer bremst den SV Schönthal? - Schönthals unheimliche Serie - Stellt der SV Schönthal einen neuen A-Klassenrekord auf? Der SV Schönthal ist vorzeitig "Herbstmeister" - Hält Superserie des SV Schönthal auch nach der Winterpause ? - Der SV Schönthal ist klar auf Bezirksligakurs - Schönthal zieht davon - Schönt­hals Serie hält weiter an.“ Die Schützlinge von Trainer Johann Nagler eilten von Sieg zu Sieg und waren nicht nur mit 24:0 Punkten souveräner Herbstmeister, sondern konnten sich bis zum 19. Spieltag eine reine Weste bewahren. Bereits sechs Spieltage vor Saisonende stand der SV Schönthal als Meister der A-Klasse Ost und Bezirksligaaufsteiger fest. Der SVS wurde weit über die Landes­grenzen hinaus bekannt. Das Geheimnis dieser Erfolge lag an einem „Zaubertrank“ mit Namen „Ju­gendarbeit“. Von "Asterix dem Gallier" kennt man jedoch, dass ein Zaubertrank zwar für bestimmte Zeit unbesieg­bar, aber nicht unverwundbar macht.

Nach einer über 20-jährigen Leidenszeit haben die Schönthaler Fußballer wieder was zum Lachen
Nach einer über 20-jährigen Leidenszeit haben die Schönthaler Fußballer wieder was zum Lachen

So musste man nach nur einjährigem Gastspiel die Liga wieder verlassen, wurde bis in die Niederungen des Fußballkreises durchgereicht und ver­harrte dort jahrelang. Nach einer schier endlosen Durststrecke in der man sich ein paar Jahre mit tschechischen Spielern be­holfen hatte um zumindest den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können, besannen sich die „Schönthaler Druiden“ wieder ihres „Zaubertranks“. Die Wirkung trat rasch ein: Die Jugendarbeit trug Früchte. Die Juniorenmannschaften fuhren eine Meisterschaft nach der ande­ren ein. Die A-Jugend stieg 2010 in die Kreisliga auf und man konnte somit nach und nach die ta­lentierten „Rohdiamanten“ in den Seniorenkad­er einbauen. In der Saison 2009/2010 setzte die junge Mannschaft um Trainer Markus Decker zum erste mal eine Duftmarke und verpasste nur knapp einen Relegationsplatz.

In der Saison 2010/2011 war es endlich soweit: Der Schönthaler Sportverein wurde A-Klassen-Meister
In der Saison 2010/2011 war es endlich soweit: Der Schönthaler Sportverein wurde A-Klassen-Meister

Ein Jahr später war es dann end­lich soweit: Was sich in der vorhergehen­den Spielsaison mit je Platz drei für die erste und zweite Mannschaft bereits angedeutet hatte, stell­ten die Spieler des SVS, nochmals verstärkt durch Andy und Max Stangl (SV Geigant) sowie Bernhard Breu und Reinhard Rötzer (SV Bernried), die zu ih­rem Heimatver­ein zurückkehrten, im Laufe der Saison 2010/2011 deutlich unter Beweis. Souverän mit nur ei­ner Niederlage, drei Unentschieden und 20 Siegen, sowie einem Torverhältnis von 105:24, holte sich der SV Schönthal den Meistertitel der A-Klasse Gr. 3 Cham/SAD und stieg somit in die Kreisklasse auf. Auch die zweite Garnitur bestätigte ihren Aufwärtstrend mit einem vierten Platz in der Tabelle und bildet damit ein starkes Fundament für die „Erste“.

Mit voller Euphorie ging die Schönthaler Boygroup in die neue Spielklasse
Mit voller Euphorie ging die Schönthaler Boygroup in die neue Spielklasse

Nach so einer Erfolgsserie wa­ren die Vor­freude und die Erwartungen auf den Saisonstart in der neuen Klasse bei Spielern und Fans naturge­mäß riesig, zumal die Schönthaler Boygroup im Sommer die Bezirksligisten Arn­schwang und Beucherl­ing durch ihre beherzte und technisch anspruchsvolle Spielweise aus dem To­to-Pokal warfen. Doch Ab­teilungsleiter Michael Breu und Coach Markus Decker dämpften die auf­kommende Euphorie, wiesen mahnend auf die Reform in der Liga hin, durch die es in der Saison 2011/2012 bis zu sechs Absteiger geben kann und gaben als primäres Ziel den Klassenerhalt aus.

Die mahnenden Worte des Erfolgsduos Decker/Breu schienen sich am Anfang zu bewahrheiten
Die mahnenden Worte des Erfolgsduos Decker/Breu schienen sich am Anfang zu bewahrheiten

Ihre mahnenden Worte schienen sich beim Saisonstart zu bewahrheiten. Mit einer 2:3 Heimnieder­lage gegen den FC Untertraubenbach, ei­nem 3:3 Remis beim SV Stachesried trotz anfänglicher 3:1 Führung, einem 1:1 im Heimspiel gegen den TV Waldmünchen und einer 3:1 beim Nachbarrivalen SV Geigant, starteten die Schönthaler „Himmels­stürmer“ in die Saison und mussten trotz guter Spielanlage und stellenweise drückender Überlegenheit in der höheren Klasse Lehrgeld bezahlen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten überwintern die "Blau-Weißen" auf  Platz 1
Nach anfänglichen Schwierigkeiten überwintern die "Blau-Weißen" auf Platz 1

Dann kippte der Schalter um. Die Deckertruppe eilte von Sieg zu Sieg. Ausnahmen der achte Spiel­tag, als man beim SC Michelsneukirchen nach früher 1:0-Führung nach 26 Minuten bereits 1:5 zu­rücklag, bis auf 5:5 herankam und am Schluss durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit doch noch verlor, sowie das 1:1 Unentschieden am vorletzten Spieltag der Hinrunde beim FC Chammünster. Nun kann der SV Schönthal mit vier Punkten Vorsprung als Tabellenführer überwintern.

Ein eine gute "Zweite" ist ein wichtiges Fundament für eine hervorragend funktionierende "Erste"
Ein eine gute "Zweite" ist ein wichtiges Fundament für eine hervorragend funktionierende "Erste"

Doch, wie kam es eigentlich zu diesem Erfolg? Diese Frage beantworte Trainer Mar­kus Decker analytisch: Der Trainingsfleiß der Akteure habe dabei zwar auch eine Rolle gespielt, war aber sicher nicht der entschei­dende Faktor. Vielmehr war es die mentale Einstellung der Mann­schaft, meinte Decker. Die gute Stim­mung und der damit verbundene Zusammenhalt der Spieler, sowie deren unbedingter Wille zum Sieg und vor allem das disziplinierte Verhalten vor- und nach den Spielen waren für ihn der Schlüs­sel für den Erfolg. Dazu, so der Trainer resümierend, habe man in der „Zweiten“ etliche fähige Spieler, die in Punkto Kondition, Technik und Taktik bereits für die „Erste“ pa­rat stehen und damit Ausfälle von Stammspielern kompensieren konnten und mit Andreas Heumann, von der SG Silbersee gekommen, als einzigen „Auswärtigen“ einen Spieler, der sich nahtlos ins Gefüge der Mannschaft einpasste. Nicht zu vergessen, die tolle Unterstützung durch die Schönthaler „Edel-Fans“. Für diese hatte der Coach noch ein „Zuckerl“ parat indem er mit Uli Breu vom ASV Cham und Patrick Malterer von FC Bernried nach der Winterpause zwei erneute Rückkehrer aus dem eigenen Nachwuchs vermelden konn­te. Jedoch sollten die „Schönthaler Gallier“ trotz des Plat­zes an der Sonne und den vielversprechenden Aussichten den Ball flach halten. Denn, wie bereits an­fangs erwähnt: Von "Asterix dem Gallier" kennt man, dass ein Zaubertrank zwar für bestimmte Zeit un­besiegbar, aber nicht unverwundbar macht.